Habt Ihr auch schon von Dark Tourism gehört und Euch gefragt, was es mit diesem kuriosen Trend auf sich hat? Spätestens nach der neuen Netflix-Dokumentationsreihe „Dark Tourist“ ist der Reisetrend in aller Munde. Wer normalerweise an weite Sandstrände, idyllische Landschaften und charmante Altstädte denkt, wird beim Dark Tourism enttäuscht werden.

Was ist Eure Meinung zum Thema „Dark Tourism“? ©EnolaBrain81/Shutterstock.com
Im Fokus des neuen Reisetrends stehen der Besuch von Massengräbern, Mordhäusern, skurrile Traditionen und Orte, die von Katastrophen geprägt sind. Wie es zu diesem Trend kam und welche Orte zu den Hotspots des Dark Tourism zählen, erfahrt Ihr nun in meinem Artikel.
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Was ist Dark Tourism?
Der zu deutsch „dunkle Tourismus“ oder auch „Katastrophentourismus“ führt Euch an Orte, die eher weniger mit Vergnügen und Erholung zu tun haben. Doch das heißt mitnichten, dass Kriegsschauplätze, historisch negativ belastete Orte, düstere Bräuche oder Katastrophengebiete weniger interessant sind.
Ganz im Gegenteil: Horror hat seinen gewisse Reiz. Das Phänomen des makabren Urlaubs steht vor allem nach der Netflix-Dokumentation „Dark Tourist“ immer mehr im Fokus neugieriger Adrenalinjunkies und Abenteuersuchenden.
Schwarzer Tourismus ist nicht für jeden was. ©Pe3k/Shutterstock
Dunkle Touristen möchten sich aktiv mit der Vergangenheit und den schrecklichen Ereignissen der Geschichte auseinandersetzen, die ihrer Meinung nach von zu vielen verdrängt werden. Deshalb suchen sie gezielt nach gruseligen und verstörenden Orten, die mit Tod und Zerstörung in Verbindung stehen.
Bekannte Ziele: Top Dark Tourism Destinationen
Es gibt viele verschiedene Orte des Schreckens und unglaublich skurrile Traditionen, die bei Reisenden auf der ganzen Welt beliebt sind. Bei einigen Spots ist das Betreten eigentlich verboten, bei anderen werden sogar Führungen angeboten und die Nachfrage nach Dark Tourism wirtschaftlich ausgeschöpft. Mittlerweile haben sich Unterkategorien des Dark Tourism gebildet, wie Grab-, Holocaust-, Genozid-, Gefängnis-, Personenkult-, Verfolgungs-, Nuklear- oder Katastrophentourismus. In allen Bereichen gibt es schaurige Destinationen, die von Euch besucht werden können. Die folgenden Spots zählen weltweit zu den düstersten Orten des Dark Tourism:
Tschernobyl in der Ukraine & Fukushima in Japan
Am 26.April 1986 kam es nahe der ukrainischen Stadt Prypjat im Kernkraftwerk Tschernobyl zu einer Nuklearkatastrophe mit weitreichenden Folgen. Durch die noch heute mit Strahlung belasteten und verlassenen Gebiete der Atomkraftwerk-Katastrophe werden verschiedene Touren angeboten. Die Sicherheit und gesundheitlichen Folgen einer solchen Tour sind immer noch umstritten.
Die Auswirkungen von Nuklearkatastrophen sind immens. @viacheslav_petrusha/Shutterstock.com
Am 11.März 2011 ereignete sich eine Reihe von katastrophalen Unfälle im Kernkraftwerk Fukushima. Ausgelöst wurde die Nuklearkatastrophe durch ein Erdbeben, das einen Tsunami zur Folge hatte. Wie in Tschernobyl, beziehungsweise Prypjat, ist die Strahlenbelastung ein Faktor, der eine solche Tour umstritten macht.
Auschwitz & Birkenau in Polen & Deutschland
Generell solltet Ihr jede Dark-Toursim-Destination respektvoll behandeln, aber gerade das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau bedarf hier besonderer Erwähnung. An den Standorten des Arbeits- und Vernichtungslagers findet sich heutzutage eine Gedenkstätte sowie das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau. Zwischen dem deutschen Auschwitz und dem etwa zwei Kilometer entfernten deutschen Birkenau fahren sogar Pendelbusse.
Behandelt jeden Ort und seine Geschichte mit Respekt. ©PlusONE/Shutterstock.com
Übrigens wurde Auschwitz sogar zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt.
Aokigahara in Japan
Eigentlich heiß Aokigahara so viel wie „Baummeer“. Den meisten wird der Japanische Wald aber als „Wald der Selbstmörder bekannt sein. Grund für die hohe Selbstmordrate in dem Wald sind verschiedene urbane Legenden, die in Literatur, Horrorfilmen und Videospielen immer wieder aufgenommen werden und tragischerweise immer wieder Menschen zum Suizid verleiten. Würdet Ihr den Aokigahara Wald in Japan besuchen?
Um den Aokigahara Wald ranken sich viele Mythen. @Anitarut/Shutterstock.com
Tuol Sleng in Kambodscha
Auf den „Killing Fields“ in Kambodscha wurden zwischen 1975-1979 politisch motivierte Massenmorde begangen und mehr als zwei Millionen Menschen getötet. In dem ehemaligen Gefängnis in Phnom Phen ist heute ein Genozidmuseum, das an die grausamen Taten der Vergangenheit erinnert.
Tuol Sleng in Kambodscha. @Nalidsa/Shutterstock.com
Isla de las Muñecas in Mexiko
Auf der „Insel der Toten Puppen“ in Mexiko-Stadt hängen unzählige verstümmelte und schaurige Puppen von den Bäumen, die aussehen wie Kreaturen aus der Hölle. Der Legende nach sollen die Puppen den Geist eines Mädchen vertreiben, die in der Nähe der Insel ertrunken sein soll. Eine schaurige Touristenattraktion!
Die Puppen auf der Isla de las Muñecas. Gruselig, oder? @Karla Nadal/Shutterstock.com
Voodoo-Ritual in Benin
In dem afrikanischen Land Benin ist Voodoo ein wichtiger Teil der Kultur. Dabei handelt es sich nicht um Puppen, die mit Nadeln gestochen werden, sondern um ein sehr spirituelles und für manch einen sogar sehr gruseliges Ritual, an dem Ihr teilnehmen könnt.
Voodoo-Puppen sehen je nach Region unterschiedlich aus. @Diane Edorh/Shutterstock.com
Le Catacombe dei Cappuccini in Palermo
In der großen unterirdischen Gruftanlage unter dem Kapuzinerkloster in Palermo, Sizilien werden echte Mumien und Grablegenden der Welt ausgestellt. Unmengen von Leichen hängen an der Wand wie Bilder in Museen, darunter auch mumifizierte Babys, Totgeborene und Kleinkinder.
Die Katakomben von Palermo sind ein beliebtes Ausflugsziel für Dark Tourists. @MarcelClemens/Shutterstock.com
Motive, Kritik & angemessenes Verhalten
Es gibt unterschiedliche Motive, zum Dark Tourist zu werden. Dies kann wissenschaftliche, erzieherische, ethnische oder religiöse Gründe haben. Was alle Dark Tourists eint, ist definitiv das Interesse an der Suche nach Abenteuern. Viele werden zum Dark Tourist, um etwas zu lernen, etwas Absurdes zu verstehen, womit man sich nur schwer identifizieren kann. Für einige stellt es eine Gegenbewegung zum Mainstream-Tourismus sein. Zudem lässt sich nicht leugnen, dass tief im Menschen ein natürliches Interesse an dem Dunklen, Düsteren und Schrecklichen besteht und befriedigt werden möchte.
Grundsätzlich kann man Dark Tourism sehr kritisch sehen, denn hierbei wird Geld mit Opfern von Katastrophen und Verbrechen gemacht und Ihr solltet Euch stets hinterfragen, warum Ihr eine der Destinationen besuchen möchtet. Für die einen dient Dark Toursim der puren Schaulust, für die anderen wiederum ein kulturelles Erlebnis.
Entscheidet Ihr Euch für eine Reise zu einer der Destinationen, dann solltet Ihr jeden Ort und seine Geschichte mit dem nötigen Respekt behandeln und auch die vorherrschenden Regeln beachten.
Wie steht Ihr zum Thema Dark Toursim?
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