So schön und eindrucksvoll Kreuzfahrten auch sind: Für die Umwelt sind die gewaltigen Schiffe derzeit noch eine ziemliche Belastung. Doch glücklicherweise reagiert die Branche bereits mit zahlreichen Öko-Konzepten, um die Meere künftig zu schonen. Im Folgenden erfahrt Ihr die größten Klimasünden der Kreuzfahrtschiffe und mit welchen Mitteln die Reedereien diese reduzieren wollen. Zudem geben wir Euch Tipps, wie Ihr selbst durch Euer Verhalten zur Nachhaltigkeit einer Kreuzfahrt beitragen könnt.
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Ökobilanz einer Kreuzfahrt
Kreuzfahrten boomen! Doch im Zeitalter von Klimawandel und Erderwärmung geraten Kreuzfahrtschiffe zunehmend in die Kritik von Umweltschützern. Vor allem Touristen, die auf eine nachhaltige Form des Reisens setzen, machen einen großen Bogen um die Umweltsünder. Trotz großer Bemühungen innerhalb des Ökotourismus, scheinen die Reedereien ihre Verantwortung lange Zeit vor sich hergeschoben zu haben. Mittlerweile ist der Trend zum Ökotourismus jedoch zu einer Größe gewachsen, die das Umdenken der Reedereien in Sachen Umweltschutz glücklicherweise positiv beeinflusst.
Um diese Ökobilanz eines Kreuzfahrtschiffes ermitteln zu können, müssen unterschiedliche Aspekte berücksichtigt werden. Die am häufigsten genannten und berücksichtigten Werte im Rahmen der Ökobilanz sind die sogenannten CO2-Emissionen.
Alles rund um das Thema Kreuzfahrten findet Ihr in unserem Kreuzfahrt Guide:
CO2-Werte
Um die Abgaswerte eines Kreuzfahrtschiffes einordnen zu können, bedarf es zunächst eines Vergleichswerts. Eine gute Referenz, um die ökologischen Auswirkungen eines Verkehrsmittels abschätzen zu können, ist der CO2–Ausstoß.
Laut der Seite atmosfair fallen bei einer einwöchigen Kreuzfahrt pro Kopf in etwa 1.833 Kilogramm CO2 an. Die passenden Vergleichswerte liefern sie gleich mit.
Besonders aussagekräftig ist hierbei der Vergleich mit Autofahren. Wer eine Woche mit dem Kreuzfahrtschiff verreist, hat einen ähnlich hohen Emissionswert wie ein Jahr Autofahren. Hinzu kommt die steigende Beliebtheit von Kreuzfahrten. In nur zehn Jahren hat sich die Anzahl der Passagiere allein in Europa von drei auf sechs Millionen verdoppelt. Und der Trend nimmt weiter zu!
Der Naturschutzbund Deutschland e.V., kurz NABU, sieht das Hauptproblem vor allem in der fehlenden oder mangelnden Abgastechnik der Schiffe sowie der Wahl des Treibstoffs begründet. Die überwiegende Mehrheit der Reedereien setzt auf Schweröl. Dieses hat nicht nur eine schlechte Umweltbillianz, sondern gilt auch als krebserregend. Ein weiterer Umweltsünder: Der Dieselgenerator, der während der Liegezeit im Hafen läuft.
Müll
Ein Kreuzfahrtschiff mit 3500 Passagieren produziert nicht nur Abgase, sondern auch jede Menge Müll. Servietten, Strohhalme, Duschgel und Shampooflaschen erzeugen riesige Müllberge. Da die meisten Kreuzfahrtschiffe standardmäßig eine All Inclusive-Verpflegung anbieten, entstehen zudem jede Menge, teilweise unberührte Essensabfälle.
Das Problem: Auf den schwimmenden Hotels können diese nicht in geeigneten Anlagen entsorgt werden. Zwar verfügt jedes Schiff über eine eigene Müll- und Entsorgungsanlage, allerdings gelten für diese andere, liberalere Standards als an Land. So dürfen beispielsweise Essensabfälle geschreddert und im Meer entsorgt werden. Die Abfälle zerstören sensible Ökosysteme und fördern das Algenwachstum, so der NABU. Zudem ist diese Praxis auch in Hinblick auf die Lebensmittelverschwendung mehr als fragwürdig.
Der übrige Müll, der nicht im Meer entsorgt werden darf, muss an den Zwischenhäfen sachgerecht entsorgt werden. So weit zumindest die Theorie. Je nach Land kann das Verständnis einer sachgerechten Entsorgung jedoch abweichen und der Müll beispielsweise auf illegalen Deponien oder im Meer beseitigt werden. Hierauf haben die Reedereien wenig Einfluss. Zudem gibt der BUND zu bedenken, dass große Kreuzfahrtschiffe bei längeren Überfahrten nahezu gezwungen seien, den Müll illegal über Bord zu werfen, da die Lagerkapazitäten schlicht nicht ausreichen würden.
„Wenn Sie mit einem deutschen Kreuzfahrtschiff auf die Kanarischen Inseln oder in die Karibik fahren, können Sie sicher sein, dass da Müll über Bord geht – einfach weil so große Mengen anfallen und die Lagerkapazitäten nicht ausreichen.“, so Sönke Diesener vom NABU.
Abwasser
Kochen, Duschen, Zähne putzen, Deck wischen: Knapp 1000 bis 2000 Tonnen Frischwasser verbraucht ein modernes Kreuzfahrtschiff täglich! Dieses wird direkt aus dem Meer gewonnen und mit Hilfe eines eigenen Wasserfiltersystems aufbereitet. Auch verbrauchtes Wasser landet in der bordeigenen Kläranlage. Diese reinigt es und leitet es wieder ins Meer zurück.
Zwar werben die Kreuzfahrtschiffe damit, dass das Wasser unbedenklich sei. Naturschützer sehen den Fall jedoch skeptisch. Zudem produzieren Kreuzfahrtschiffe auch Abwasser, das nicht neu aufbereitet werden kann, wie das Wasser aus Duschen, Spülen und Toiletten. Das sogenannte Grau- und Schwarzwasser muss, wie auch die Müllabfälle, an den Häfen beseitigt werden. Der NABU konnte auch hier in der Vergangenheit immer wieder Verstöße verzeichnen.
Ökologische Lösungsansätze
Mittlerweile versuchen die großen Reedereien das Thema nach und nach anzugehen und zeigen ökologisches Engagement. Auch wenn es in Summe immer noch viel beim Thema Nachhaltigkeit zu tun gibt, um das Siegel „Ökologisch wertvoll“ zu erhalten, werden richtige und wichtige Schritte unternommen. Folgende ökologische Lösungsansätze konnten bis jetzt bereits erfolgreich bei namhaften Reedereien umgesetzt werden:
- Seifenspender anstelle von neuer Plastikverpackung
- Verzicht auf Minibars
- Reduktion von Plastik, wie Strohhalmen oder Einwegbechern
- Kleinere Schalen am Buffet
- Weiterverwertung des Essens
- Kauf von regionalen Produkten
- Einsatz von Umweltbeauftragten an Bord
- Mülltrennung an Bord
- Sachgerechte Entsorgung von Müll und Abwasser
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Nachhaltige Kreuzfahrtschiffe
Zwar steckt der große Traum von weltweiten klima- und umweltfreundlichen Kreuzfahrten noch in den Kinderschuhen, allerdings zeigen erste Reedereien ernsthafte Bestrebungen, ökologischer und nachhaltiger zu werden.
Costa Crociere
Die Reederei Costa Cruises kann in vielerlei Hinsicht als Vorreiter angesehen werden. In den letzten Jahren hat sie nicht nur ein erfolgreiches Projekt zur Reduzierung von Essensabfällen umgesetzt. Zwei Schiffe stechen bereits mit reinem Flüssiggasantrieb in See, die Costa Smeralda und die Costa Toscana. Flüssiggas stellt derzeit die umweltfreundlichste und emissionsärmste Alternative zum herkömmlichen Schweröl dar. Aufgrund spezieller Motoren bedarf es außerdem keines Einsatzes von Diesel mehr während der Liegezeit im Hafen.
Weitere Maßnahmen zur Förderung der Nachhaltigkeit an Bord bei Costa sind:
- 100 Prozent Mülltrennung
- Kein Einwegplastik
- Auf Wasserverbrauch achten
- Technologisch fortschrittliche Schiffe
Gegen Lebensmittelverschwendung
Um der Lebensmittelverschwendung an Bord Herr zu werden, hat die Reederei die Initiative 4GoodFood ins Leben gerufen. Unter dem Stichwort „Slow Food“ setzt Costa nun auf regionale und lokale Zutaten. Zusätzlich konnte die Menge der verbrauchten Lebensmittel in einem Zeitraum von 11 Monaten durch ein konsequentes Wiegen und Erfassen der Essensreste um die Hälfte reduziert werden.
An Bord der Costa Diadema wird überschüssig zubereitetes Essen an die Banco Alimentare, dem italienischen Pendant zur Deutschen Tafel, gespendet. So konnten in der Vergangenheit bereits mehr als 20.000 Rationen an Bedürftige verteilt werden.
AIDA
Was bei Costa Crociere erst Ende 2019 in Aussicht stand, konnte bei AIDA bereits Ende 2018 fertiggestellt werden: Mit der AIDAnova (und später auch der AIDAcosma) präsentierte die Reederei das erste Kreuzfahrtschiff, das komplett mit Flüssiggas betrieben wird.
„Wir sind deshalb stolz darauf, dass die Aida Nova als erster Kreuzliner komplett mit LNG unterwegs sein wird. Das Schiff braucht im Hafen keine Dieselmaschine mehr laufen lassen. Das ist Pionierarbeit im Bereich Kreuzfahrt“, so Hansjörg Kunze, Vice President Communication & Sustainability bei AIDA Cruises.
Das buchstäbliche Flaggschiff machte nicht nur deshalb Schlagzeilen. Nach einer erfolgreichen Überführungsfahrt in das niederländische Eemshaven, brach ein Feuer an Bord des Schiffes aus. Die Jungfernfahrt der AIDAnova musste verschoben werden.
Auch im Bereich der Müllminimierung konnte AIDA vielversprechende Erfolge erzielen. In einem Zeitraum von zwei Jahren wurde die Abfallmenge pro Person und Tag um 0,7 Kilogramm reduziert. Dies macht eine Gesamtersparnis von 2.904 Tonnen aus.
Weitere Maßnahmen zur Förderung der Nachhaltigkeit auf den AIDA-Schiffen sind:
- Plastikmüllvermeidung
- Eigene Herstelllung von Trinkwasser aus Meerwasser
- Sorgsamer Umgang mit Lebensmitteln
- Bessere Abwasseraufbereitung
- Energieverbrauch weiter senken
Was genau ist sanfter Tourismus? Alle Informationen zur nachhaltigen Reiseart sowie Vor- und Nachteile des Ökotourismus erfahrt Ihr in unserem separaten Artikel zum Thema.
Mein Schiff ®
Bisher war TUI Cruises noch kein Aushängeschild für nachhaltige Seefahrt, doch seit 2022 sind für die Mein Schiff® Flotte zwei technologische Vorreiter im Bau. Die Mein Schiff® Relax und Mein Schiff® Flow werden 2025 & 2026 Ihre Jungfernfahrten antreten und Dank besonders effizienter Flüssiggasantriebe plus einer dedizierten Abgasreinigung einen neuen Standard für umweltfreundliche Kreuzer setzen. Mit dem Einsatz eines modernen Triebwerks wird der Energie- und damit Treibstoffverbrauch um rund 30 Prozent reduziert. Die neuen Schiffe begründen eine komplett neue Schiffsklasse namens InTUItion.
TUI Cruises rüstet außerdem Stück für Stück die Triebwerke seiner Kreuzfahrtschiffe nach. Bis 2030 will TUI Cruises die ersten klimaneutralen Kreuzfahrten anbieten. Wollt Ihr Euch die Mein Schiff Mein Schiff® Relax und Mein Schiff® Flow im Detail anschauen? Dann dürft Ihr direkt einen neuen Tab für unseren Artikel zur neuen, umweltfreundlichen InTUItion Schiffsklasse öffnen.
Umweltfreundliche Kreuzfahrtschiffe
Weitere Maßnahmen zur Förderung der Nachhaltigkeit bei Mein Schiff ®:
- Energie-Effizienz
- Emission-Verminderung
- Saubere Treibstoffe
- Landstrom-Anschluss
- Abfallmanagement
- Abwasser-Reinigung
- Umweltschutz
- unabhängiger Umweltbeirat
Nachhaltigkeit bei Mein Schiff ®*
MSC
Beim Trend der klimaneutralen Kreuzfahrten zieht jetzt auch MSC nach. Die Reederei möchte ab 2050 ein emissionsfreier Kreuzfahrtbetrieb sein und dadurch positiv zum Klimaschutz beitragen. Zusätzlich möchte MSC den Kohlendioxid-Ausstoß durch die Unterstützung verschiedener Klimaprojekte kompensieren. Weiterhin hat sich MSC zum Ziel gesetzt, jede neu produzierte Schiffsklasse mit einem überarbeiteten Entwurf zu versehen, bei dem sowohl die Maximierung von Energie- als auch Treibstoffeffizienz im Vordergrund steht.
Seit dem Jahr 2022 fährt die MSC World Europa, die ebenfalls mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben wird, wodurch Schwefeloxide und Feinstaub praktisch eliminiert und der Kohlendioxidausstoß um 25 Prozent sowie Stickoxide um 85 Prozent verringert werden. Bis 2025 sollen darüber hinaus zwei weitere zwei Schiffe mit LNG-Antrieb über die Ozeane schippern.
Weitere Maßnahmen zur Förderung der Nachhaltigkeit bei MSC sind:
- Reduzierung der Schiffsemissionen
- Eigene Süßwasser- und Bier-Herstellung
- Reduktion von Lärm
- Energiesparmaßnahme an Bord
- Behandlung von Ballastwasser
- Saubereres Wasser
- Entsorgungssystem für feste Abfälle
Ökobilanz ausgleichen: Das könnt Ihr tun
Die schlechte Nachricht: Eine wirklich nachhaltige Möglichkeit einer Kreuzfahrt gibt es aktuell noch nicht. Die gute Nachricht: Jeder kann auf einfache Weise einen Beitrag zur besseren Umweltbilanz leisten. Bereits simple Dinge führen dazu, dass eine Kreuzfahrt ökologischer werden kann. Bei einem 3500-großen-Passagierschiff hat es große Auswirkungen, wenn jeder ein bisschen dafür tut.
Hier kommen unsere Vorschläge, was Ihr aktiv tun könnt, um die Ökobilanz Eurer Kreuzfahrt zu verbessern:
- Achtet darauf, dass Euch kein Müll oder sonstige Gegenstände über Bord gehen.
- Trennt den Müll an Bord gewissenhaft.
- Noch besser: Nehmt Eure leeren Shampoo- und Duschgel-Flaschen sowie sonstigen Müll wieder mit nach Hause und entsorgt ihn dort.
- Auch wenn Ihr eine All Inclusive Verpflegung habt: Nehmt Euch immer nur wirklich so viel, wie Ihr essen könnt. Im Zweifelsfall weicht auf kleinere Portionen aus und holt Euch einen Nachschlag.
- Beim Verlassen Eurer Kabine immer das Licht ausschalten.
- Entscheidet Euch für Reedereien, die bereits jetzt in ökologischen Fortschritt investieren.
- Groß ist nicht gleich Umweltsünder: Gerade die großen Kreuzfahrtschiffe arbeiten mit moderneren Triebwerken, eigenen Müllentsorgungs- sowie Abwasseraufbereitungssystemen.
- Gleicht Eure Ökobilanz durch einen finanziellen Beitrag aus: Auf atmosfair wird Eurer CO2-Ausstoß pro Flug oder Kreuzfahrt berechnet und ein Betrag zur Kompensation vorgeschlagen.
Anmerkung: Auch bei Landgängen solltet Ihr Euch immer als das Verhalten, was Ihr in dem Augenblick seid: Gäste. Viele Orte (sehr prominent zum Beispiel Venedig) leiden unter Fluten an Kreuzfahrttouristen, die sorglos Abfall in der Stadt liegen lassen oder versuchen, Müll vom Schiff in öffentlichen Mülleimern zu entsorgen und sie vollkommen verstopfen. Dadurch wird das Abfallproblem der Schiffe auch auf die Anlegestädte übertragen und die Umwelt weiter belastet. Deswegen bleibt immer rücksichtsvoll und haltet Euch auch an Land an unsere eben genannten Vorschläge.